Jahrgangsbester übernimmt in 2. Generation

Hochbegabt: Lieber Inhaber als Industriekarriere

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Berlin -

Mit 26 Jahren steht Tassilo Mickeler kurz vor seiner Approbation. Doch nicht viele dürften mit diesem Alter bereits einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften in der Tasche haben. Der Pharmazeut im Praktikum (PhiP) ist hochbegabt und ab Mai bei seiner Mutter beschäftigt. Perspektivisch will er die Löwen-Apotheke in Neuhausen übernehmen – auch wenn die Professoren ihn lieber in Forschung oder Industrie gesehen hätten.

Mickeler fällt das Lernen nicht schwer. Das merkten seine Eltern bereits früh. Mit fünf Jahren wurde er eingeschult, das Abitur hatte er mit 16 in der Tasche. „Wir haben versucht, ihm ein normales Leben und Umfeld zu ermöglichen. Er ist hochbegabt, aber nicht sozial eingeschränkt“, sagt seine Mutter, Dr. Sabine Mickeler. „Es ist nicht immer leicht, sobald man ein bisschen aus der Norm rausfällt, gibt es Probleme.“ Doch ihr Sohn fand seinen Weg.

Von seiner Mutter, die nach mehreren Jahren als Vertretungsapothekerin 2012 die Löwen-Apotheke übernahm, wurde er nie in eine berufliche Richtung gedrängt. Zunächst entschied er sich für ein Wirtschaftsstudium. 2019 schloss er es in Freiburg mit 1,0 ab. Dann folgte die Pharmazie – nicht nur, weil er mit 14 Jahren zum Sohn einer selbstständigen Apothekerin wurde. Mickeler suchte die Herausforderung. Die Arbeit in der Apotheke fordere ein „breites Wissensfeld“, sagt er. Nötig seien Naturwissenschaften, Ethik und Wirtschaftswissenschaften. „Ich finde reizvoll, was andere vielleicht abschreckt.“

Pharmaziestudium „enorm schwer“

Auch das Pharmaziestudium meistert er mit Bravour, das zweite Staatsexamen schloss er wieder mit „sehr gut“ ab. Im Vergleich zum ersten Studium sei die Pharmazie „enorm schwer“, räumt er ein. „Ich muss dafür mehr machen als gedacht und war auch gestresst. Es ist einfach viel, es ist die Masse.“ Zum Jahresende will er die Approbation in der Tasche haben.

Auf die Arbeit in der Apotheke freut er sich. Wie viele Kinder von Selbstständigen, wurde er bereits in jüngeren Jahren für Botendienste eingespannt oder half beim Wareneinräumen mit. „Ich liebe diese Apotheke. Ich mag die Leute und liebe die direkte Ansprache und direktes Feedback zu bekommen.“ Die erste Hälfte des Praktischen Jahres (PJ) absolvierte er in einem Filialverbund. Die Zukunft liege in größeren Betrieben, sagt seine Mutter. Perspektivisch soll er die Apotheke übernehmen.

Viele Verdienstmöglichkeiten

Die Probleme der Apotheken kennt Mickeler. Sein Ziel ist es, die Freude am Beruf mit seinem wirtschaftlichen Talent zu verbinden. „Es gibt viele Möglichkeiten, mehr Geld aus der Apotheke rauszuholen.“ Dass die Apotheken gerade viel mitmachen und „viel übel laufe“, sei keine Frage. Wichtig ist dem angehenden Apotheker der fachliche Austausch. Denn eine Honoraranpassung liege nun einmal nicht in den Händen der Selbstständigen.

Deshalb gründete Mickeler auch eine Beratungsfirma für Apotheken. Über das Unternehmen Eugenium will er Inhaberinnen und Inhabern mit den Bereichen Training, Coaching und Beratung unterstützen. „Für viele ist das vielleicht lächerlich, weil ich erst 26 bin, aber ich habe mit vielen gesprochen und viele sind dankbar für meine Tipps.“

Eher enttäuscht von seinem Werdegang ist einer seiner Professoren seines Wirtschaftsstudiums. Am Wochenende traf er ihn bei einem Besuch in Freiburg. „Er hat mir gesagt: ‚Ich habe einen der klügsten Köpfe an die öffentliche Apotheke verloren.‘“

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